Hoher Leidensdruck
Kommentar
Mit der Problematik der Nahrungsmittelunverträglichkeiten sollten sich gerade auch Labormediziner intensiv auseinandersetzen, weil es in Deutschland wohl Millionen von – oftmals noch jungen – Patienten mit hohem Leidensdruck gibt. Die Symptome reichen von Flatulenz und Diarrhöen über schmerzhafte Koliken bis hin zu schweren allergischen Reaktionen. Die Vielfalt der Ursachen und Erscheinungsbilder macht es schwer, tatsächliche von vermeintlichen Unverträglichkeiten zu unterscheiden, und so fühlen sich viele Patienten vom „Schulmediziner“ schlecht versorgt, suchen ihr Heil in „alternativen“ Verfahren und laufen Gefahr, viel Geld für mehr oder weniger sinnlose Diagnostik aus der eigenen Tasche zu bezahlen, da es sich hierbei meist nicht um Kassenleistungen handelt. Was nützt ein Mikrobiomtest, aus dem mangels Standardisierung von Präanalytik und Analytik, wenn überhaupt, nur unspezifische Empfehlungen resultieren, oder ein aufwendiger „Allergietest“, der unter Umständen hunderte verdächtige und daher zu vermeidende Nahrungsmittel liefert, und den Patienten mit dem Ergebnis letztlich allein lässt?
Es ist begrüßenswert, dass ein Gastroenterologe aus der klinischen Praxis heraus Aufklärungsarbeit leistet, um sinnvolle Diagnostik zu erläutern und unsinnige sowie kostspielige Analysen zu vermeiden. Der Beitrag zeigt eindrucksvoll die ganze Komplexität der möglichen Diagnostik auf. Dass diese gegebenenfalls ebenfalls teuer wird, ist klar, aber dafür ist sie wissenschaftlich fundierte Kassenleistung und nicht mit dem Makel der Geldschneiderei behaftete, teure, und meist verzichtbare, unwissenschaftliche Selbstzahlerleistung.