Unter die Haut
Wenn beim Diabetes mellitus etwas unter die Haut geht, dann sind es – von schwerwiegenden Folgeerkrankungen wie Erblindung oder Nierenversagen einmal abgesehen – vor allem die subkutanen Insulinspritzen, die früher oder später die Behandlung des Diabetikers und damit sein Alltagsleben wesentlich bestimmen.
In jüngster Zeit geht allerdings auch die Diagnostik buchstäblich unter die Haut, nämlich in Form der kontinuierlichen Glukosemessung (engl. CGM). Der Trend weg vom Zentrallabor und hin zum Patienten ist ja in der Diabetologie wie in keinem anderen medizinischen Fachgebiet ausgeprägt: Mehr als 90% aller Glukosemessungen werden heute in Deutschland mit Point-of-Care- und Selbsttest-Geräten durchgeführt. Auch das HbA1c wird zunehmend am Point of Care gemessen.
Doch mit CGM kommt die Labormedizin dem vor allem in der Laienpresse formulierten Fernziel näher, nicht nur am, sondern im Patienten zu messen – und das kontinuierlich rund um die Uhr, wann immer ein Wert benötigt wird.
Die neuen Systeme quantifizieren die Glukose in der interstitiellen Flüssigkeit des Subkutangewebes und senden die Werte drahtlos an ein Auslesegerät oder direkt an einen Server. Erste Studien zeigen anhand der HbA1c-Werte, dass sich dadurch die Diabeteseinstellung bei intensivierter Insulintherapie deutlich verbessert. Vor allem die gefürchteten Hypoglykämie-Episoden können vom Patienten selbst erkannt und in ihrer Häufigkeit reduziert werden. Mitte 2016 wurde das CGM deshalb in die vertragsärztliche Versorgung aufgenommen.
Prof. Dr. med. Peter Luppa
Institut für Klinische Chemie und
Pathobiochemie der TU München