In einfachen Worten

„Sie sind Arzt? Toll! Was für einer denn?" „Laborarzt." „Ach nee? Was macht der denn so?"

Jeder weiß, was ein Chirurg oder Internist „so macht", und selbst den Pathologen glauben viele aus Fernseh­krimis noch ganz gut einschätzen zu können (auch wenn diese Einschätzung meist falsch ist), doch beim Laborarzt müssen sie passen.

Diese Unwissenheit ist für die Wertschätzung des Berufs natürlich schädlich, aber wie soll man dagegen ankämpfen? Sagt man „Ich mache Blutuntersuchungen", dann ist das zwar plakativ, aber auch irgendwie falsch (das machen ja eher die MTAs). Und erzählt man etwas von Qualitäts- und Plausibilitätskontrolle oder PCR, PCT und POCT, dann kann man damit rechnen, bald keine Zuhörer mehr zu haben.

Wenn es stimmt, dass Skandale die beste Werbung sind, dann könnten wir uns ein Beispiel am US-Unternehmen Theranos nehmen. Wie vor einiger Zeit in dieser Zeitschrift berichtet, versprach die Gründerin Elizabeth Holmes, aus einem Tropfen Blut rund 100 Laborwerte zu erstellen, um Krebs, Entzündungen, Infektionen und was nicht sonst noch alles zu erkennen. Sie erhielt für diese Idee von Investoren Millionensummen, bis Mitte 2016 bekannt wurde, dass Zehntausende von Patienten zwei Jahre lang falsche Werte erhalten hatten. Nun ist die Firma bankrott und kämpft gegen horrende Schadensersatzklagen.

Trotzdem muss man sich fragen: Was hat Frau Holmes richtig gemacht, dass sich so viele Menschen für Labormedizin begeisterten? Ihr „Verdienst", wenn es denn eines war, bestand wohl darin, dass sie die Zielsetzung der Labormedizin mit einfachen Worten sehr vielen Menschen erklären konnte – eine Populistin, wenn man so will, die allerdings komplexe Sachverhalte zu sehr vereinfachte und letztlich als Betrügerin entlarvt wurde.

Grundsätzlich ist die Aussage natürlich richtig, dass die moderne Labormedizin aus ein paar Tropfen Blut sehr viele Tests durchführen kann, um Krebs, Entzündungen, Infektionen und vieles mehr zu erkennen. Es lohnt sich, diese schlichte Wahrheit verständlich und anhand von aktuellen Beispielen einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln.

Mit dem Thema Migration und Medizin haben wir uns für diese Ausgabe einen sehr aktuellen Schwerpunkt ausgesucht, der zurzeit viele Menschen bewegt, und zu dem die Labormedizin auch viel zu sagen hat. Sicher: Hinter dem breiten Interesse steckt bei medizinischen Laien vor allem unbegründete Angst, zum Beispiel vor Dengue-Viren und Tigermücken, und bei Ärzten die Sorge vor nicht beherrschbaren Multiresistenzen oder auch vor der Konfrontation mit wenig vertrauten Krankheitsbildern. Aber genau hier liegt die Chance der Labormediziner, aufzuklären und dabei Werbung für die Leistungen des Fachs zu machen.

Diesem Ziel dient auch das auf der nächsten Seite angekündigte LABMED FORUM, das wir 2017 in Düsseldorf gemeinsam mit bekannten europäischen Vertretern der Labormedizin gestalten dürfen. Dort wollen wir aktuelle Themen ganz bewusst allgemeinverständlich diskutieren, etwa die Infektionsdiagnostik vor dem Hintergrund der Migration, aber auch Krebsfrüherkennung mit modernen Bluttests, kontinuierliche Glukosemessungen mit subkutanen Sensoren und vieles mehr.

Prof. Dr. Georg Hoffmann

Herausgeber