Kontroverse Diskussion

von Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Ambrosch

Dass die Anzahl nosokomialer MRSA-Infektionen in Deutschland nachweislich zurückgeht, wird gern auf erfolgreiche Kampagnen zur Händehygiene zurückgeführt. Man sollte allerdings der Realität ins Auge sehen: Mir ist keine neuere Studie bekannt, in der die Compliance über 70% lag (d. h. bei drei von zehn Indikationen wird die alkoholische Händedesinfek­tion im Krankenhaus unterlassen).
Worauf aber ist die erfreuliche Entwicklung dann zurückzuführen? Verbessertes MRSA-Screening? Noch konsequentere Isolation von Risikopatienten? Ein soeben in Lancet erschienenes Editorial[1] sieht auch dafür keine Evidenz, doch dieser Auffassung wurde – man möchte sagen „natürlich“ – ebenfalls prompt wider­sprochen[2]. Wahrscheinlich ist es letztlich immer ein Bündel von Maßnahmen, das zum Erfolg führt.
Wie der nebenstehende, sehr aktuelle  Beitrag aus dem Nationalen Referenz­zentrum für Staphylokokken und Enterokokken des RKI zeigt, gehört dazu auch die aktive Suche nach MRSA-Stämmen mit abweichender Epidemiologie, Virulenz und Speziesspezifität, beispielsweise nach Livestock-associated MRSA aus dem veterinärmedizinischen Bereich. Im wissenschaftlichen Umfeld erfolgt deren Differenzierung vorwiegend mit molekularbiologischen Verfahren, aber wer sich beim klinischen Screening ausschließlich auf die PCR stützt, sollte berücksichtigen, dass die Oxacillinresistenz dieser Stämme auf dem mecC-Gen (statt mecA) lokalisiert sein kann.

 

[1] Fätkenheuer et al. Screening and isolation to control methicillin-resistant Staphylococcus aureus: sense, nonsense and evidence. Lancet 2015;21:1146-9
[2] Kavanagh et al. Viewpoint. Antimicrobial Resistance and Infection Control 2015;4:4