Kein menschenleeres Labor
Neuerdings übernehmen Roboter – von Ärzten gesteuert – immer häufiger minimalinvasive und mikrochirurgische Eingriffe, bei denen das Zittern der menschlichen Hand zum Problem werden könnte. Roboter zittern zwar auch, aber das wird nicht schlimmer, wenn der Stress steigt.
Im medizinischen Labor ist die Zeit, in der ein menschlicher Arm die Pipette schwang, schon viel länger vorbei. Ab den 1970er-Jahren übernahmen mechanische Greifer und Dosierer, später computergesteuerte Roboterarme so gut wie jede Handarbeit. „Banale“ Analysen sind längst vollautomatisiert, und für innovative Verfahren – Stichwort Lab on a Chip – stehen zittrig pipettierende Hände von vornherein nicht zur Debatte.
Der Bericht von Frau Dr. Petersmann aus Greifswald geht nun noch einen Schritt weiter, indem er die Grenzen der Handarbeit bis weit vor die Labortür verschiebt. Die abgebildete Stationsschwester ist der letzte Mensch, der die Blutprobe anfasst, ehe Maschinen alle weiteren Arbeitsschritte bis zum Analysenresultat übernehmen. Wird damit die Vision vom menschenleeren Labor endgültig Realität?
Prof. Kricka aus Philadelphia unterzog derartige Prognosen (an denen wahrhaft kein Mangel besteht) erst kürzlich einer kritischen Prüfung[1] und kam zu dem Schluss, dass die zunehmende Automatisierung stets korrekt prognostiziert wurde, während die vorhergesagte Verdrängung des Menschen durch humanoide Roboter bislang ein (Alb-) Traum geblieben ist. Das dürfte auch so bleiben, denn die Zukunft der Labormedizin beruht nicht auf Handarbeit, sondern auf Intelligenz. Und da sind Roboter nach wie vor schwach.
Prof. Dr. med. Rudolf Gruber
Mitglied der Redaktion