Viel mehr als fünf Sinne
von Prof. Dr. Georg Hoffmann
Wenn wir vom sechsten Sinn sprechen, meinen wir das intuitive Erfassen einer Situation ohne bewusste Wahrnehmung mit den von Aristoteles beschriebenen fünf Sinnen Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten. In Wirklichkeit kennt die Physiologie viel mehr Sinne, zum Beispiel den Gleichgewichtssinn oder die Tiefensensibilität. Zählt man alle bewusst und unbewusst erfassten Wahrnehmungen vom Hungergefühl bis zum (beim Menschen nur rudimentär nachweisbaren) Magnetsinn zusammen, so kommt man auf über zwanzig „Sinne“.
Dazu gehören auch Rezeptoren des Immunsystems, für deren Erforschung das Team um Prof. G. Hartmann, Univ. Bonn, mit dem DFG-Exzellenzcluster ImmunoSensation ausgezeichnet wurde. Hartmann ist Präsident der diesjährigen Tagung der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (Bonn, 17.–20.9.2014) – ein guter Anlass, um über einen kaum bekannten „sechsten Sinn“ zu berichten, der uns vor äußeren und inneren Feinden wie Krankheitserregern und Tumorzellen warnt.
Klassische Immunabwehr (Immunhistochemie Maus, Bild W. Kastenmüller, Universität Bonn). Im Kreis befindet sich das „Schlachtfeld“mit Überresten infizierter Zellen (pinkfarben).
1= Stroma eines Lymphknotens (ERTR-7+)
2 = Infizierte Makrophagen (grün)
3 = T-Zellen (rot, CD8+)
4 = Gedächtnis-B-Zellen (blau, B220+)