Das immunsensorische System ist lebenswichtig, kann aber auch ursächlich an Krankheiten beteiligt sein. Dies lässt sich am Beispiel des Inflammasoms erläutern – einem zentralen Bestandteil des angeborenen Immunsystems.
Das Inflammasom bildet sich im Zytosol von Makrophagen und neutrophilen Granulozyten. Wenn Abwehrzellen endogene oder exogene Noxen wie etwa Harnsäurekristalle, Bakterienbestandteile oder Asbest aufnehmen, kommt es zu einer Kaskade biochemischer Reaktionen, die in der Abbildung schematisch dargestellt sind. Zunächst aggregieren die zwei Hauptbestandteile des Inflammasoms, die Proteine NLRP3 und ASC, zu einem großen Komplex; dieser aktiviert das proteolytische Enzym Caspase 1, das seinerseits aktive Interleukine wie etwa IL-1β durch Proteinspaltung bereitstellt. Diese Zytokine werden ausgeschüttet und starten eine Vielzahl inflammatorischer Reaktionen.
Entzündungen haben eine helle und eine dunkle Seite: Einerseits sind sie für Reparaturprozesse wichtig, andererseits rufen sie auch Zellschäden hervor. Das gilt vor allem für chronisch entzündliche Prozesse, wie man sie bei Rheumatoider Arthritis in den Gelenken, beim Diabetes mellitus in der Bauchspeicheldrüse oder bei der Alzheimer-Krankheit im Gehirn findet.
Bei diesen Krankheiten richtet sich die Immunabwehr gegen körpereigene Strukturen, die durch Infektionen oder pathologische Ablagerungen vorgeschädigt sind. Die Entzündung kann jedoch beim Versuch der Reparatur über das Ziel hinausschießen und mehr Schaden als Nutzen bringen. In all diesen Fällen findet man eine vermehrte IL-1β Produktion, an deren Entstehung eine dauerhafte Überaktivierung des Inflammasoms beteiligt ist.
Praktische Anwendungen
Erste klinische Studien belegen den Nutzen dieser Erkenntnisse bei vielen Erkrankungen mit entzündlichem Hintergrund, etwa bei Zivilisationskrankheiten (Diabetes mellitus, Gicht), Autoimmunerkrankungen (Rheumatoide Arthritis, Lupus erythematodes) oder Alterskrankheiten (M. Alzheimer). So erzielte der gegen IL-1β gerichtete Wirkstoff Anakinra, der ursprünglich für die Rheumatoide Arthritis zugelassen wurde, auch bei der Diabetesbehandlung gute Erfolge.