Die Klinik ist entscheidend

Der Winter 2013/2014 war ungewöhnlich mild. Deshalb rechnen Ärzte mit einem frühen Start der Zeckensaison und einem erhöhten Borrelioserisiko – vor allem für Personen, die sich gern im Freien aufhalten. Man schätzt, dass etwa jeder zehnte Stich zu einer Erkrankung führt, wobei das Risiko mit der Dauer des Saugakts ansteigt. Labordiagnostisch wird die Infektion fast ausschließlich indirekt über Antikörper im Patienten­serum nachgewiesen. Aus Kostengründen führt man im ersten Schritt einen sensitiven Suchtest (ELISA) durch; positive Ergebnisse werden anschließend mit einem spezifischen Test (Westernblot) validiert. Wie bei allen Antikörpertests schließen negative Ergebnisse in der Frühphase der Erkrankung allerdings eine Infektion nicht aus. Der direkte kulturelle Erregernachweis ist langwierig und wenig sensitiv (aus Liquor 20-30 Prozent, aus Haut- und Gelenkproben 50-70 Prozent). Deshalb werden Nukleinsäure-basierte Tests (in der Regel PCR) bei speziellen Fragestellungen wegen ihrer einfachen Durchführung und raschen Ergebnisse bevorzugt. In der Praxis erfolgt die Therapieentscheidung derzeit vorwiegend nach klinischen Kriterien, denn je früher man antibiotisch behandelt, desto wahrscheinlicher ist eine Ausheilung. Es ist zu hoffen, dass neue Labormarker die Spanne der Unsicherheit eines Tages verkürzen.

 

Dr. Dr. Anton Hartinger
MEDIZET Dept. Mikrobiologie und Hygiene