Neben der Wirkstärke ist die Verträglichkeit ein wesentliches Kriterium bei der Wahl des Medikaments zur Behandlung von Tumorschmerzen. Wie eine aktuelle Registerauswertung nun zeigt, wurden im Behandlungsalltag die wenigsten Therapieabbrüche wegen Verträglichkeitsproblemen unter Hydromorphon – und hier besonders bei Anwendung der 24-Stunden-Galenik – verzeichnet.
Ausgewertet wurden die Daten von 16.762 Patienten im Praxisregister Schmerz der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS), die zwischen 2014 und Ende 2018 aufgrund von Tumorschmerzen eine Behandlung mit Retard-Opioiden der WHO-Stufe 3 erhalten hatten. Weil viele Patienten mehrere sequenzielle Therapien erhielten, waren bis zum Stichtag insgesamt knapp 32.000 Behandlungsversuche erfasst, erläuterte Dr. Michael Überall aus Nürnberg. In der aktuellen Auswertung wurde analysiert, wie hoch unter den einzelnen Medikamenten der Anteil der Patienten war, die längerfristig auf ihrer Therapie blieben bzw. aufgrund von Wirksamkeits- oder Verträglichkeitsproblemen die Therapie wechselten. Ein längerfristiger Verbleib auf einer Therapie wurde als Hinweis gewertet, dass Arzt und Patient offenbar mit dem Erfolg zufrieden waren.
Über alle Behandlungsversuche hinweg zeigte sich, dass bei allen untersuchten Präparaten etwas mehr als vier von zehn Patienten die Therapie wechselten, weil die Wirkung nicht ausreichte, so Überall. Deutliche Unterschiede zeigten sich in puncto Verträglichkeit: Lediglich 14% der Patienten unter Hydromorphon in der Standard-Galenik und nur 5% unter der 24-Stunden-Galenik brachen die Therapie wegen Verträglichkeitsproblemen ab; entsprechend betrug der Anteil der längerfristigen – also offenbar zufriedenstellenden – Therapien mit diesen Präparaten 43% bzw. 53%. Dagegen lag die Abbruchrate aufgrund von Verträglichkeitsproblemen bei Morphin und Oxycodon deutlich höher; hier konnte jeweils nur rund ein Viertel der Patienten bei der Therapie bleiben.
Ein vergleichbares Bild zeigte sich, wenn man nur den ersten Therapieversuch mit einem oralen Retard-Opioid der Stufe 3 betrachtete: Wenn es sich um Hydromorphon mit einer 24-Stunden-Galenik handelte, blieben laut Überall 66% der Patienten längerfristig auf dieser Therapie, bei Standard-Galenik waren es 51%. Unter Oxycodon betrug der Anteil 29% und unter Morphin nur 23%.
Symposium „Opioide in der Schmerz- und Palliativmedizin – Fundament oder Supplement einer patientengerechten Individualversorgung?“ beim Deutschen Schmerz- und Palliativtag am 08.03.2019 in Frankfurt/Main, unterstützt von Aristo Pharma GmbH, Berlin.