Bei der Behandlung des Hodgkin-Lymphoms (HL) wurden in der Vergangenheit deutliche Erfolge erzielt, allerdings gibt es insbesondere bei Patienten mit refraktärem oder rezidiviertem (R/R) HL noch einen erheblichen Bedarf für Therapiefortschritte. Hoffnungen gründen sich in dieser Hinsicht auf das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Brentuximab Vedotin.
Auch im späten Stadium des HL haben Patienten, bei denen eine Hochdosischemotherapie mit nachfolgender autologer Stammzelltransplantation (ASCT) möglich ist, durchaus Chancen auf eine Heilung. „Allerdings ist bei etwa 20% der Patienten eine solche Therapiemaßnahme nicht möglich“, gab PD Dr. Boris Böll aus Köln bei einem Symposium im Rahmen des DGHO-Kongresses in Stuttgart zu bedenken. Außerdem ist die Prognose insbesondere bei älteren Patienten, die ein Rezidiv entwickeln und ebenso bei jüngeren Patienten nach dem zweiten Rezidiv laut Böll „sehr schlecht“.
Durch eine frühzeitige konsolidierende Therapie mit Brentuximab Vedotin (Adcetris®) ist das Rezidiv- und Progressionsrisiko allerdings signifikant zu senken, wie die Ergebnisse der AETHERA-Studie belegen: In dieser doppelblinden plazebokontrollierten Phase-III-Studie wurden 329 Patienten mit einem R/R HL nach ASCT und erhöhtem Rezidivrisiko randomisiert mit dem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat oder Plazebo behandelt. Durch die Gabe von Brentuximab Vedotin wurde in der Studie die progressionsfreie Überlebensrate (PFS) der Patienten nach zwei Jahren von median 45% auf 63% erhöht. Das Rezidivrisiko sank signifikant um 43%. Unter dem Immuntoxin war laut Böll zudem bei vielen Patienten eine dauerhafte Remission zu beobachten, mit Langzeitüberleben und einem 5-Jahres-PFS-Wert von 52%. Das Gesamtüberleben lag nach fünf Jahren bei 64%. „Das sind bemerkenswerte Ergebnisse“, betonte der Mediziner. Es ist nach seiner Ansicht durchaus realistisch, dass auch Heilungserfolge in dieser Situation zu erzielen sind, was jedoch durch weitere Langzeitdaten zu verifizieren sein wird.
Denkbar ist nach Böll ferner, dass die Behandlung mit Brentuximab Vedotin in früheren Krankheitsstadien bei Patienten, bei denen aktuell eine ASCT nicht zu rechtfertigen ist, die Chance auf ein Bridging eröffnet, bis eine ASCT möglich wird.
Christine Vetter
Symposium „Die Bedeutung von Langzeitdaten in der Ära neuer Therapiemöglichkeiten beim Hodgkin-Lymphom“ anlässlich der DGHO-Jahrestagung am 30.09.2017 in Stuttgart, unterstützt von Takeda Pharma, Berlin.