NSCLC: Verlängerung des Gesamtüberlebens in der Zweitlinie
Mit der Zugabe von Nintedanib zur Docetaxel-Chemotherapie konnte zum ersten Mal seit zehn Jahren eine Verlängerung des Gesamtüberlebens in der Zweitlinientherapie bei Patienten mit Adenokarzinom der Lunge ohne nachweisbare therapierbare Mutation gezeigt werden. Einen besonderen Benefit haben offenbar Patienten mit aggressivem Krankheitsverlauf.
Der dreifach zielgerichtete Angiokinase-Inhibitor Nintedanib (Vargatef®) ist eine effektive Substanz für die Zweitlinientherapie bei Patienten mit Adenokarzinom der Lunge ohne nachgewiesene therapierbare Treibermutation, wie mit der Zulassungsstudie LUME-Lung 1 demonstriert wurde. In der doppelblinden Phase-III-Studie erhielten insgesamt 1.314 Patienten mit NSCLC, die nach einer Erstlinientherapie progredient waren, randomisiert die Kombination Nintedanib plus Docetaxel oder Placebo plus Docetaxel bis zum Krankheitsprogress oder Auftreten inakzeptabler Toxizitäten [1]. Der primäre Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS) der Gesamtpopulation anhand einer zentralen, unabhängigen Beurteilung. Der sekundäre Hauptendpunkt war das Gesamtüberleben (OS) in drei präspezifizierten Patientenpopulationen, auf welche Prof. Christian Grohé, Berlin, einging: Adenokarzinom-Patienten mit Progress innerhalb von neun Monaten nach Beginn der Erstlinientherapie, alle Adenokarzinom-Patienten sowie die Gesamtstudienpopulation (alle eingeschlossenen Histologien).
Patienten mit Adenokarzinom profitierten von der zusätzlichen Nintedanib-Gabe durch eine signifikante OS-Verlängerung – im Median auf über 1 Jahr (medianes OS 12,6 vs. 10,3 Monate unter Placebo + Docetaxel; Hazard Ratio 0,83; p = 0,0359). Nach einem Jahr lebten unter der Kombinationstherapie noch 52,7% der Patienten gegenüber 44,7% im Placebo-Arm (p = 0,044). Nach zwei Jahren war jeder vierte mit Nintedanib plus Docetaxel behandelte Patient noch am Leben (25,7% vs. 19,1%; p = 0,051).
Je aggressiver der Krankheitsverlauf, desto mehr profitierten die Patienten von der Kombinationstherapie, erklärte Grohé. Patienten mit Adenokarzinom, die innerhalb von neun Monaten nach Beginn der Erstlinientherapie progredient gewesen waren, hatten durch die Hinzunahme von Nintedanib zu Docetaxel einen medianen OS-Vorteil von drei Monaten (10,9 vs. 7,9 Monate; HR 0,75; p = 0,0073). Unter der Kombinationstherapie war die 2-Jahres-Überlebensrate doppelt so hoch wie im Kontrollarm (17,0% vs. 8,5%). Bei Patienten mit refraktärem Adenokarzinom lag der OS-Vorteil unter Nintedanib plus Docetaxel sogar bei 3,5 Monaten, bei einer Risikoreduktion bezüglich der Mortalität um 38% (explorative Analyse). Im Median überlebten diese Patienten 9,8 versus 6,3 Monate (HR 0,62; p = 0,0246). Nach zwei Jahren lebten im Nintedanib-Arm 21,5% der Patienten, aber nur 5,3% unter alleiniger Docetaxel-Therapie.
Es fand keine Verstärkung Docetaxel-typischer Nebenwirkungen statt. Die zusätzlichen Nebenwirkungen von Nintedanib waren gut handhabbar und beeinflussten nicht die Lebensqualität der Patienten [1, 2].
Ine Schmale
Literatur
1. Reck M et al. Docetaxel plus nintedanib versus docetaxel plus placebo in patients with previously treated non-small-cell lung cancer (LUME-Lung 1): A phase 3, double-blind, randomised controlled trial. Lancet Oncol 2014; 15: 143-55.
2. Novello S et al. Analysis of patient-reported outcomes from the LUME-Lung 1 trial: A randomised, double-blind, placebo-controlled, phase III study of second-line nintedanib in patients with advanced non-small cell lung cancer. Eur J Cancer 2015; 51: 317–26.
Satellitensymposium „NSCLC – ein Labyrinth der Therapieentscheidungen: Wege zum Therapieerfolg“ beim 32. Deutschen Krebskongress am 24.2.2016 in Berlin, unterstützt von Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG, Ingelheim am Rhein.