Bei der Behandlung von Patienten mit Magenkarzinomen etablieren sich zunehmend Zweitlinientherapien. Mit dem Angiogenese-Hemmer Ramucirumab kann die Überlebenszeit um rund zwei Monate verlängert werden.

„Die 5-Jahres-Überlebensrate von Patienten mit Magenkarzinom liegen bei nur rund 35% – es gibt durchaus Luft nach oben“, sagte Dr. Alexander Stein, Onkologe am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Hoffnungen ruhen auf neuen zielgerichteten Therapien. Auf den gegen den Typ-2-Rezeptor für den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGFR-2) gerichteten Antikörper Ramucirumab (Cyramza®) spricht etwa ein Drittel der Patienten nach vorausgegangener Platin- und/oder Fluoropyrimidin-haltiger Chemotherapie an, so Stein. Die Ansprechraten seien bei der Kombinationstherapie mit Ramucirumab plus Paclitaxel höher als in der Monotherapie.
In der RAINBOW-Studie wurde bei 665 Patienten mit metastasiertem Adenokarzinom des Magens oder des gastro­-ösophagealen Übergangs mit der Kombination aus Paclitaxel (80 mg/m2 i. v. an den Tagen 1, 8 und 15) plus Ramucirumab (8 mg/kg i. v. an den Tagen 1 und 15) das Gesamtüberleben im Vergleich zur Paclitaxel-Monotherapie signifikant verlängert (9,6 vs. 7,6 Monate, p = 0,017), ebenso das progressionsfreie Überleben (4,4 vs. 2,9 Monate, p < 0,0001; [1]). In der REGARD-Studie bei 355 Patienten mit fortgeschrittenen Magentumoren wurde durch eine Monotherapie mit dem Antikörper (plus „Best Supportive Care“) das Gesamtüberleben um 1,4 Monate (5,2 vs. 3,8 Monate, p = 0,0473) und das progressionsfreie Überleben um 0,8 Monate (2,1 vs. 1,3 Monate, p < 0,0001) verlängert [2].
Die Verträglichkeit des Antikörpers ist gut. In der REGARD-Studie war die Rate unerwünschter Ereignisse unter der Kombitherapie mit Ausnahme vermehrter Hypertonien kaum höher als im Paclitaxel-Arm.
Ramucirumab hemmt vollständig die VEGFR-2-Bindungsdomäne, d. h. die Bindung der Liganden VEGF-A, -C und -D wird blockiert, sagte Mark Wroblewski, ebenfalls UKE Hamburg. Laut tierexperimentellen Daten könne die Wirksamkeit des Antikörpers durch gleichzeitige Gabe von ASS gesteigert werden.

Roland Fath

Literatur
1. Wilke H et al. Lancet Oncol 2014; 15: 1124-35.
2. Fuchs CS et al. Lancet 2014; 383: 31-9.
Klinikworkshop „Best practice: Neues zur Anti-Angiogenese in der Therapie des Magenkarzinoms“, Hamburg, 1. Juli 2015, veranstaltet von Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg