Aktuellen Daten aus klinischen Studien zufolge zeichnet sich der Anti-CD38-Antikörper Daratumumab durch eine günstige Relation von Effektivität und Verträglichkeit aus. Daratumumab ist daher ein Kandidat für die derzeit diskutierte Behandlung von Patienten mit „Smouldering Myeloma“ (SM) und hohem/intermediärem Risiko.
Mit den zusätzlichen Diagnosekriterien der International Myeloma Working Group (IMWG) – ≥ 60% klonale Plasmazellen im Knochenmark, Quotient der freien Leichtketten > 100, mehr als eine Läsion in der Ganzkörper-Kernspintomografie – lässt sich eine Hochrisikogruppe mit SM identifizieren, die mit einer Wahrscheinlichkeit von ≥ 80% innerhalb von zwei Jahren einen Endorgan-Schaden erleiden wird und daher einer frühen Behandlung zugeführt werden sollte [1].
Fragen zum Vorgehen bei Smouldering Myeloma
Mit dieser Neuerung verbinden sich aus Sicht von Roland Fenk, Düsseldorf, Fragen wie die, ob beispielsweise der Quotient der freien Leichtketten auch dann für die Risikoabschätzung genutzt werden kann, wenn dieser mit einem anderen Verfahren bestimmt wurde als mit dem – einzig validierten – Freelite-Test.
Eine weitere wichtige Frage ist, wie mit Patienten zu verfahren ist, die ein Progressionsrisiko von > 50% innerhalb von zwei Jahren haben. Nach Ansicht Fenks kommt es bei diesen Patienten, die möglicherweise noch nicht behandlungsbedürftig sind, auf die Balance zwischen Effektivität und Verträglichkeit der Behandlung an. Einige Strategien, die aktuell in Studien geprüft werden, bezeichnete er als „Overtreatment“.
Als eher angemessen betrachtet er das Konzept einer Phase-II-Studie, die in diesem Jahr in Deutschland anlaufen soll, um bei Intermediär- oder Hochrisiko-SM drei Dosierungsschemata mit Daratumumab zu evaluieren.
Daratumumab – hochwirksam beim multiplen Myelom (MM)
Daratumumab zeichnet sich durch hohe Effektivität und gute Verträglichkeit aus. In einer Phase-II-Studie induzierten 16 mg/kg Daratumumab bei vorbehandelten/refraktären Patienten mit MM Nebenwirkungen vom Grad 3/4 im einstelligen Prozentbereich [2]. Die Ansprechrate betrug 29,2% und ließ sich konsistent in klinisch relevanten Subgruppen bestätigen [3]. So sprachen auch Patienten, die zuvor Proteasominhibitoren und IMIDs erhalten hatten, mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 30% auf die Monotherapie an. Die Wirksamkeit von Daratumumab beruht nach Einschätzung Fenks auf der Tatsache, dass es nicht nur über die Antikörper-abhängige zelluläre Zytotoxizität bzw. einen zellulären Signalweg wirkt, sondern zusätzlich auch die Komplement-abhängige Zytotoxizität stimuliert.
Noch effektiver ist Daratumumab in Kombination, z. B. mit Lenalidomid/Dexamethason: Präliminäre Daten einer Phase-II-Studie beim rezidivierten/refraktären MM ergaben eine Ansprechrate von 75% [4].
Günter Springer
Literatur
1. Rajkumar SV et al. Lancet Oncol 2014; 15: e538-e548
2. Lokhorst HM et al. J Clin Oncol 2014; 32(15S): 542s (ASCO 2014, Abstract #8513).
3. Lonial S et al. J Clin Oncol 2015; 33(15S): 453s (ASCO 2015, Abstract #LBA8512).
4. Plesner T et al. Blood 2014; 124(21) (ASH 2014; Abstract #84).
Satellitensymposium „Zielgerichtete Therapien in der hämatologischen Praxis: B-Zell-Lymphome und Multiples Myelom im Fokus“ im Rahmen des Update Hämatologie/Onkologie – DGHO am 19. Juni 2015 in Essen, unterstützt von Janssen-Cilag GmbH, Neuss.