Die Onkologie unterliegt einem ständigen Wandel; jährlich kommen etliche neue Substanzen für die Therapie von Krebspatienten hinzu. So haben Pharmaunternehmen in den Jahren 2023 und 2024 nach Angaben des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller jeweils zwölf neue Krebsmedikamente auf den Markt gebracht. Daneben wurde die Zulassung von bereits eingeführten Substanzen auf weitere Krebsentitäten erweitert. Zusätzliche Onkologika befinden sich in der Pipeline. Mit diesem stetig neuen Therapieangebot sind allerdings auch neue Nebenwirkungsprofile verbunden. Um die therapiebedingten Nebenwirkungen zu reduzieren und die Lebensqualität der zu behandelnden Krebspatienten zu verbessern, bedarf es effektiver supportiver Strategien, die mit dem Tempo der sich rasant entwickelnden Therapielandschaft Schritt halten müssen.
Kontinuierlich muss somit auch die Supportivtherapie entsprechend angepasst werden. Denn: „Erst eine adäquate supportive Therapie ermöglicht eine erfolgreiche, spezifische Krebstherapie. Sie behandelt und verhindert Komplikationen der Krebstherapie und der Erkrankung“, wie es in der Konsultationsfassung der aktualisierten S3-Leitlinie „Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen“ heißt. In die neue Leitlinienversion wurde beispielsweise der komplexe Part der Immuntherapie neu aufgenommen.
Die Aktualisierung dieser Querschnittsleitlinie wurde federführend durchgeführt von der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO), der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) und der Arbeitsgemeinschaft Supportive Maßnahmen in der Onkologie (AGSMO) der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG). Letztere wurde von der ersten Fassung der Leitlinie im Jahr 2016 an von der langjährigen AGSMO-Vorsitzenden Prof. Petra Feyer vertreten.
In Memoriam Prof. Petra Feyer
Der mittlerweile hohe Stellenwert der Supportivtherapie in der Onkologie ist eng mit Feyers Lebenswerk verknüpft. Unermüdlich hat sie sich über mehr als 30 Jahre hinweg für die onkologische Supportivtherapie in Deutschland und international eingesetzt; auch ich durfte sie persönlich kennenlernen und war tief beeindruckt von ihrer herzlichen Art sowie von ihrer Energie und Zielstrebigkeit, Betroffenen das Leben mit Krebs zu erleichtern. Mit tiefem Bedauern möchte ich mich in diesem Rahmen von ihr verabschieden, denn sie verstarb im Alter von 69 Jahren unerwartet am 02.01.2025.
Das Ziel der Radioonkologin war stets die Etablierung der supportiven Therapie als unerlässlichen Standard in onkologischen Behandlungen. Nachdem Petra Feyer ihren Facharzt für Radiologie an der Universität Leipzig erlangt und dort promoviert und habilitiert hatte, wurde sie 1994 als Privatdozentin an die Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie der Humboldt-Universität zu Berlin, Charité, Campus Mitte, berufen. 1999 erfolgte die Berufung zur Professorin an die Universität zu Köln, Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie. Von 2000 bis 2022 war Prof. Feyer Direktorin der Klinik für Strahlentherapie, Radioonkologie und Nuklearmedizin am Vivantes-Klinikum Berlin-Neukölln. Sie engagierte sich in zahlreichen wissenschaftlichen Fachgesellschaften und war über viele Jahre Vorsitzende der Berliner Krebsgesellschaft.
Dank ihres Engagements wurden Standards definiert, wie beispielsweise der Umgang mit radiotherapieinduzierter Übelkeit und Erbrechen. Feyer koordinierte hierzu die Leitlinie der Multinational Association of Supportive Care in Cancer (MASCC) und der European Society for Medical Oncology (ESMO). Zudem richtete sie die MASCC-Kongresse in den Jahren 2003 und 2013 in Berlin aus.
Neue S3-Leitlinie und Save the Date
Prof. Feyer hat die Supportivtherapie und die AGSMO nachhaltig geprägt, und sicherlich werden ihre Kolleginnen und Kollegen sich weiterhin intensiv dafür einsetzen, dass Krebspatienten flächendeckend eine adäquate supportive Behandlung erhalten können. So steht schon die nächste Leitlinie in den Startlöchern: Die S3-Leitlinie Bewegungstherapie bei onkologischen Erkrankungen, bei der die AGSMO mit federführend ist, soll Ende März 2026 erscheinen.
Einen vertiefenden Einblick in die supportive Therapie bei Krebs erhalten Sie beim Jahreskongress der AGSMO am 24.05.2025 in Berlin und virtuell (https://www.agsmojahreskongress.de/).