Die Pandemie treibt uns an
Unter dem flapsigen Titel „Alles Corona, oder was?“ erschien das Editorial in Ausgabe 2/2020 von Trillium Diagnostik, in der wir erstmals ausführlich über die Diagnostik von SARS-CoV-2 berichteten. Wenn Sie die vorliegende Zeitschrift durchblättern, erhalten Sie vermutlich den Eindruck, dass dieser Ausspruch auch für diese Ausgabe gilt.
Die SARS-CoV-2-Pandemie treibt uns alle auf vielen Feldern voran: Die Digitalisierung war im Labor glücklicherweise in der Regel schon weiter vorangeschritten als an den meisten Schulen, dennoch hat die Pandemie dazu beigetragen, einige Entwicklungen zu beschleunigen: So wurden bei vielen Laborinformationssystemen neue Schnittstellen zu anderen Systemen etabliert, um beispielsweise über die Anbindung an das Deutsche Elektronische Melde- und Informationssystem für den Infektionsschutz (DEMIS) die elektronische Übermittlung von Befunden an Behörden zu ermöglichen. Und in der Pathologie macht die Digitalisierung die (Lockdown-konforme) Befundung von Gewebeschnitten aus der Ferne möglich. Seit dem Auftreten des Virus haben zahlreiche Hersteller Assays zum Nachweis von SARS-CoV-2-RNA, -Antigenen und -Antikörpern entwickelt. Eine umfangreiche Übersicht finden Sie im Update unserer Produktübersicht zur SARS-CoV-2-Diagnostik und in der virtuellen Industrie-Ausstellung auf unserer Webseite; dort stellen die Anbieter eine Vielzahl von Informationen auch in Form von Videos und PDFs zum Download zur Verfügung.
Der Schwerpunkt SARS-CoV-2 zeigt, dass die Forschung auf Hochtouren arbeitet, um unser Wissen über das Virus und die Pathogenese von COVID-19 (S. 60 ff.) zu erweitern und so beispielsweise die Diagnostik zu verbessern sowie neue Impfstoffe und Therapieansätze zu entwickeln.
Beim Verständnis der Pathophysiologie kann die Pathologie einen wichtigen Beitrag leisten: Histopathologische Untersuchungen zeigen, wie komplex diese Systemerkrankung ist Im Deutschen Register COVID-19-Obduktionen sollen möglichst alle Obduktionsfälle gesammelt und die Daten zentral ausgewertet werden. Zudem dient es als Vermittlungsplattform für Forschungsfragen. Noch sind viele dieser Fragen, wie etwa diejenige nach der Pathogenese des Post-COVID-Syndroms bei Kindern, offen (S. 73 ff.).
Selbst abseits des Schwerpunkts, in der Rubrik In-vitro-Diagnostik, kommen wir in dieser Ausgabe nicht an einem Verweis auf SARS-CoV-2 vorbei: Der Ferritinwert kann nämlich auch als prognostischer Marker bei COVID-19 eingesetzt werden.
Tatsächlich gibt es in dieser Ausgabe auch zwei Fachartikel, die ganz ohne die Erwähnung von SARS-CoV-2 auskommen: Die Bestimmung von Lipoprotein-Subklassen (S. 8 ff.) und die Diagnostik von ANCA-assoziierten Vaskulitiden. Obwohl?! Lipoproteine und ANCA sind ja Biomarker für systemische Gefäßerkrankungen – und „COVID-19 ist in erster Linie eine systemische Vaskulitis“. Ganz ohne SARS-CoV-2 geht es diesmal wohl einfach nicht.