Geehrtes Publikum...
... die Zeit ist trist. Klug, wer besorgt, und dumm, wer sorglos ist!
Ein Editorial ist ja eine Art Vorwort oder Prolog. Aber auch wenn der obige Theaterprolog von Bertold Brecht geeignet erscheint, die bedrückende politische Weltlage zu kommentieren, so beschränken wir uns hier als medizinisches Fachjournal auf den Hinweis, dass es auch in der Pandemie angesichts immer neuer SARS-CoV-2-Varianten und erneut steigender Infektionszahlen weiterhin Anlass zur Besorgnis gibt. Deshalb ist es auch künftig angezeigt, innovative Assays zu entwickeln, die die Infektions- und Immunitätslage korrekt einzuschätzen helfen. Eine umfangreiche Übersicht hierzu finden Sie in dieser Ausgabe ab S. 44 auf insgesamt 24 Seiten.
Long- und Post-COVID-Syndrom
Anlass zur Besorgnis gibt in diesem Zusammenhang vor allem das Long- und Post-COVID-Syndrom mit seinem Leitsymptom der chronischen Ermüdbarkeit (Fatigue), das mit Kognitions- und Konzentrationsstörungen, Muskelschmerzen bei geringer körperlicher Anstrengung und anderen neurologisch-psychiatrischen Symptomen einhergeht. Noch kann man bei einer so neuartigen Erkrankung nicht abschätzen, wie lange der Zustand stark eingeschränkter Leistungsfähigkeit im Einzelfall anhalten wird; aber Fachleute befürchten bereits eine „Pandemie nach der Pandemie“ mit Millionen von Betroffenen weltweit.
Schwerpunkt Neurologie
Der Long-COVID-Beitrag bildet den Auftakt unseres Heftschwerpunkts über neurologische Erkrankungen. Darin berichten renommierte Autorinnen und Autoren über aktuelle Erkenntnisse zu infektiösen und autoaggressiven Enzephalitiden sowie zur Diagnostik von Hirntumoren.
Der letzte derartige Schwerpunkt erschien vor exakt vier Jahren, und auch damals war von rätselhaften Krankheiten – etwa dem PANDAS-Syndrom nach Streptokokkeninfektionen – die Rede, bei denen psychiatrische Symptome Anlass zu Fehldiagnosen geben können. Der Psychologe Prof. Erich Kasten, der den damaligen Fachbeitrag verfasste, stellt auch vier Jahre danach immer noch fest, dass die Medizin den postinfektiösen neurologischen Erkrankungen zu wenig Beachtung schenkt.
Ein bunter Strauß
Von der Diagnostik der Hirntumoren ist der Weg nicht weit zur personalisierten Therapie des Mammakarzinoms, bei der moderne Nukleinsäuretechniken wie Next Generation Sequencing und Methylierungs-Assays zum Einsatz kommen. Passend zum Frühlingsanfang bietet diese Ausgabe einen bunten Strauß weiterer interessanter Methoden – von der Massenspektrometrie im Neugeborenenscreening bis zur IT-gestützten Prozessoptimierung im Labor.