Wie hoch ist das Risiko?
Das Risiko für eine Erkrankung oder für eine Komplikation bei einer Behandlung abzuschätzen, ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit von Medizinern aller Fachdisziplinen. Die Methoden, die sie hierbei unterstützen, sind vielfältig:
Unsere neue Rubrik „Wissenschaft aktuell“ (S. 13) berichtet u. a. über spannende Studien zu einem neuen Biomarker für die Risikostratifizierung bei kardiogenem Schock.
Um das Risiko einer Nierenschädigung bei der Einnahme der Präexpositionsprophylaxe für HIV abzuschätzen, empfiehlt die Leitlinie die Schätzung der glomerulären Filtrationsrate (eGFR) (S. 24 ff.). Dass dies gar nicht so trivial ist, wie es sich anhört, zeigt der Leitartikel zur kinetischen GFR in unserem Schwerpunkt Nephrologie (S. 44 ff.).
Dem Nephropathologen wiederum hilft ein Histologie-basiertes prognostisches System bei der Risikostratifizierung (S. 56 ff.); bei der Nierentransplantation ermöglichen innovative HLA-Antikörper-Assays und HLA-Typisierungsmethoden inzwischen sogar eine virtuelle Verträglichkeitsprobe (S. 52 ff.).
Die Frage, wie hoch das Risiko ist, sich mit dem neuen Coronavirus (SARS-CoV-2) zu infizieren, rückte in den letzten Wochen auch bei der Bevölkerung sehr stark ins Bewusstsein. Zum Zeitpunkt der Drucklegung (11. März 2020) kann diese Frage auch von Experten nicht beantwortet werden, da sich die Lage täglich ändert. Eine kurze Beurteilung der Situation für die Labormedizin finden Sie auf Seite 12.
Auch neue Technologien, wie etwa die Analyse des Metaboloms, machen es möglich, z. B. Aussagen über das Risikoprofil eines Individuums für Diabetes mellitus zu treffen (S. 21 ff.). Dabei fallen große Datenmengen an; ein Computer kann dabei helfen, bisher unpraktikable Lösungen der Datenauswertung zu ersetzen.
Dies zeigt auch das Beispiel der verpflichtend vorgeschriebenen Referenzintervallüberprüfung im Labor, welche früher umständlich an „gesunden“ Probanden durchgeführt werden musste. Für Subkollektive (z. B. Alter, Geschlecht, Schwangere usw.) war das in vielen Laboren aber gar nicht möglich. Mittlerweile gibt es Lösungen, mit denen Referenzintervalle punktuell und computerunterstützt aus laboreigenen Daten bestimmt werden können. In naher Zukunft wird es durch die Einbindung ins Laborinformationssystem wohl auch automatisierte Lösungen geben (S. 14 ff.), die es zudem ermöglichen, Laborwerte farbig zu kodieren. Wie mit dem LOINC-Code (S. 18 ff.) können Labordaten so – über Ländergrenzen sowie verschiedene Systeme der Datenverarbeitung hinweg – übermittelt, und dann unveränderbar interpretiert werden. Dies trägt zur Erhöhung der Patientensicherheit – also zur Minimierung eines Risikos – bei.