In der vorliegenden Ausgabe von Trillium Krebsmedizin beschäftigen wir uns ausnahmsweise nicht mit DEM Karzinom der urologischen Organe, dem Prostatakarzinom, sondern mit den anderen Malignomen des Urogenitaltraktes, die in ihrer Bedeutung trotz der geringeren Häufigkeit nicht weniger wichtig sind. Das Harnblasen- und Nierenzellkarzinom gehören zu den zehn häufigsten soliden Malignomen bei Mann und Frau, während der testikuläre Keimzelltumor den häufigsten bösartigen Tumor des jungen Mannes im Alter von 20–40 Jahren darstellt. Allen Tumoren gemeinsam ist die Tatsache, dass nur eine harmonisierte, interdisziplinäre und leitliniengerechte Therapie zu hohen Kurations- bzw. langfristigen Überlebensraten auch im fortgeschrittenen Tumorstadium führt. Das Peniskarzinom hingegen ist ein seltener, häufig übersehener Tumor des äußeren Genitale, der im frühen Stadium trotz inguinaler Lymphknotenmetastasierung kurativ behandelt werden kann. In den Artikeln gehen die Autorinnen und Autoren auf die Besonderheiten in der Diagnostik und Therapie der urogenitalen Karzinome detailliert ein, sodass den Lesern ein guter Überblick über die aktuellen Standards gegeben werden kann.
C. Kauffmann behandelt in ihrem Artikel die stadiengerechte operative und medikamentöse Therapie der verschiedenen histologischen Subtypen des Nierenzellkarzinoms. Sie betont bezüglich der operativen Therapie den besonderen Nutzen der organerhaltenden Chirurgie, unabhängig von der Tumorgröße zur Vermeidung langfristiger kardiovaskulärer Komplikationen. Bezüglich der medikamentösen Therapie werden die Möglichkeiten der primären und der Sequenztherapie auf dem Boden der aktuellen klinischen Studien mit hohem Evidenzgrad sowie der nationalen und internationalen Leitlinien referiert, sodass der Leser eine gute Orientierung für den praktischen Alltag erhält.
Grabbert et al. geben in ihrer Arbeit einen hervorragenden Überblick über die derzeitigen leitliniengerechten Therapieoptionen des Urothelkarzinoms der Harnblase. Insbesondere betonen die Kollegen den onkologischen Stellenwert der neoadjuvanten und adjuvanten systemischen medikamentösen Therapie vor radikaler Zystektomie. Ebenso geben sie gerade den uro-onkologisch nicht so erfahrenen Kolleginnen und Kollegen einen detaillierten Überblick über die zur Verfügung stehenden lokalen Therapieoptionen sowie die verschiedenen Varianten der kontinenten und inkontinenten Harnableitungen.
Das Peniskarzinom wird von Haidl und Protzel ausführlich in Bezug auf die Diagnostik und die Therapie unter Berücksichtigung der modernen chirurgischen Ansätze wie der Sentinel-Lymphadenektomie besprochen, die in keinem Zentrum fehlen sollte. Der Artikel macht deutlich, dass gerade in den frühen Stadien trotz inguinaler lymphonodulärer Metastasierung eine Kurationsrate von über 90% erzielt werden kann, wenn die Therapie an entsprechenden Zentren mit ausgewiesener Expertise erfolgt.
Heidenreich et al. fokussieren sich in ihrem Artikel auf die aktuellen Optionen der chirurgischen Resektion von Residualtumoren nach systemischer Chemotherapie fortgeschrittener testikulärer Keimzelltumoren. Es wird deutlich, dass die Residualtumor-Resektion einen integralen Bestandteil der multimodalen Therapie metastasierter Hodentumoren darstellt und in jeglicher klinischen Situation einen kurativen Charakter hat. Ebenso wird klar, dass die Residualtumor-Resektion an ausgewiesenen Zentren erfolgen muss, um eine komplikationsarme, onkologisch effektive Therapie zu gewährleisten.
Im Namen der Autorinnen und Autoren wünsche ich den Lesern dieser Ausgabe von Trillium Krebsmedizin eine interessante Lektüre.