Patienten mit einem muskelinvasiven Blasenkrebs (MIBC) profitieren vor der radikalen Entfernung der Harnblase von einer neoadjuvanten Chemotherapie – und neuen, beim ESMO-Kongress 2024 präsentierten Daten der Phase-III-Studie NIAGARA zufolge sogar in Kombination mit einer perioperativen Immuntherapie [Powles T et al. N Engl J Med. 2024; https://doi.org/10.1056/NEJMoa2408154].
Aufgrund einer grenzwertigen Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance < 60 ml/min) wird jedoch nur ein Teil der Patienten als tauglich für eine Cisplatin-haltige Chemotherapie eingestuft. Mit der Berechnung der Nierenfunktion aus dem 24-Stunden-Urin bestätigen Forschende der Medizinischen Universität Innsbruck, Österreich, nun laut einer Pressemitteilung eine Methode, mithilfe derer die Chemotherapietauglichkeit festgestellt werden kann [Pichler R et al. Oncologist. 2024; doi.org/10.1093/oncolo/oyae160]. In einer multizentrischen Studie mit 956 MIBC-Patienten ermittelte das Team um Renate Pichler den Anteil Cisplatin-geeigneter Patienten auf Basis von vier verschiedenen Serumformeln für die Kreatinin-Clearance. Dabei wurde – unabhängig davon, welche Serumformel herangezogen wurde – ein Anteil von 25 bis 30 % der Erkrankten als nicht Cisplatin-tauglich nachgewiesen. Bei einer Subgruppe von 250 Probanden wurde zudem die Messung aus dem 24-Stunden-Urin genutzt; darunter fielen vor allem Patienten, deren Serumwerte im Graubereich zwischen 40 und 59 ml/min lagen. „Wir stellten fest, dass die aus dem 24-Stunden-Urin ermittelte Kreatinin-Clearance bei mehr als 80 % dieser Patienten > 60 ml/min betrug und somit eine Eignung für eine Cisplatintherapie vorlag“, erklärte Pichler. Das lasse vermuten, dass ein signifikanter Anteil von Betroffenen aufgrund einer alleinigen Serummessung nicht richtig eingestuft werde und im schlimmsten Fall untertherapiert sei, so Pichler.
Sabrina Kempe