Die T-Lymphozyten des Immunsystems sorgen dafür, dass infizierte Zellen oder Krebszellen zerstört werden. Dazu müssen sie die Gefahr erkennen: Als körperfremd wahrgenommene Moleküle – sogenannte Antigene – binden an den T-Zellrezeptor an der Oberfläche. Wie dieser Erkennungsmechanismus dazu führt, dass die T-Zellen auf Angriff schalten, zeigen nun erstmals die Arbeitsgruppen von Dr. Susana Minguet und Prof. Dr. Wolfgang Schamel der Exzellenzcluster im Bereich biologische Signalforschung BIOSS und CIBSS der Universität Freiburg. In einer Studie stellen sie einen bisher unentdeckten Bereich des T-Zellrezeptors vor und weisen in ersten Ergebnissen im Labor nach, dass dieses sogenannte RK-Motiv Immuntherapien gegen Krebs verbessert.
Der T-Zellrezeptor ist eine kleine Maschine aus vielen einzelnen Proteinen. Erkennt er eine infizierte Zelle im Körper, kann innerhalb der T-Zelle am RK-Motiv eine sogenannte Kinase binden. Der T-Zellrezeptor ist nun aktiv und bewirkt Veränderungen in der Zelle, die sie in eine Killerzelle verwandeln. „Wir waren erstaunt, dass dieses RK-Motiv bisher nicht beschrieben wurde“, kommentieren Minguet und Schamel die Entdeckung: „Seit über 30 Jahren untersucht die Immunologie nun schon den T-Zellrezeptor.“ Die Erkenntnisse bilden eine Brücke zwischen Gefahrenwahrnehmung und Aktivierung der Immunantwort auf molekularer Ebene.
„Diese Entdeckung ermöglicht uns, T-Zellen gezielter zu steuern. Und das sehr spezifisch, da nur dieser Zelltyp diesen Mechanismus nutzt“, erklärt Minguet. „Das kann in Zukunft nicht nur in der Krebsbehandlung helfen, sondern möglicherweise auch Therapien von Autoimmunerkrankungen oder Immundefizienz verbessern.“
Hartl et al., Nature Immunology. 2020. DOI: 10.1038/s41590-020-0732-3
Quelle: Pressemitteilung Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 07/2020